Geschichte der TCM

 

Die Geschichte der Traditionellen Chinesischen Medizin

 

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist sehr eng mit dem ihr eigenen Kulturkreis verknüpft.

Die TCM ist nicht nur eine Medizin, die von anderen Prämissen ausgeht als die Schulmedizin im Westen, sondern stellt ein medizinisches System dar, das in großem Umfang philosophische Ansätze birgt.

 

Sie bietet eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen, in der dieser ins Universum und die ihn umgebende Natur eingebettet ist und mit ihr in Wechselwirkung steht. Auf dieser Grundlage bietet sie Lösungsansätze an.


Nicht beabsichtigt ist eine rein medizinische Sicht von Gesundheit und Krankheit. Dies wäre eine Verengung der Perspektive, wie sie in der westlichen Schulmedizin Gang und Gäbe ist, und auch von westlichen Medizinern, die die TCM streng wissenschaftlich durchleuchten, häufig betrieben wird.

Verantwortlich für den breiten Blickwinkel auf Gesundheit und Krankheit ist in erster Linie die philosophisch-religiöse Tradition des Taoismus, der in der Geschichte der TCM die wichtigste Rolle gespielt hat.

 

Neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus ist der Taoismus eines der gedanklichen Systeme, die man in China als die „Drei Lehren“ bezeichnet.
Jedes dieser Systeme hat ihren Stifter – der Taoismus Laoze (Lao Zi), der Konfuzianismus Kong Zi (latinisiert Konfuzius) und der aus Indien kommende Buddhismus Buddha.

Buddhismus und Taoismus haben mehr Gemeinsamkeiten als Konfuzianismus und Taoismus.

 

Der Grund hierfür ist, dass der Konfuzianismus eine rational geprägte Staats- und Sittenlehre ist, die sich mit der Ordnung in der Gesellschaft beschäftigte und durch den Kaiser und das System der Beamtengelehrten ihre Rechtfertigung fand sowie deren Institutionen dienlich war. Dem Konfuzianismus sind Spekulationen über Leben und Tod, sowie Diesseits und Jenseits fremd –auch die umgebende Natur und die Wissenschaften, die sich mit ihr beschäftigen, sind nicht von Interesse.

Vom Taoismus hingegen wurden die vom Konfuzianismus gerechtfertigten gesellschaftlichen Institutionen abgelehnt. Außerdem wurde betont, dass der Mensch als Teil des Kosmos nicht in die Natur eingreifen solle, sondern alles seinem Lauf überlassen solle (das Prinzip des„ Wu Wei“, des Nicht-Handelns). Orientierungshilfe dabei bot das „Tao“, „der Weg“. Grob verallgemeinert ist damit das harmonische Eins-Sein des Menschen mit der Natur gemeint.

 

Nichts liegt dem Taoismus ferner als das vom Christentum postulierte und auch ausgelebte Prinzip des „macht Euch die Erde Untertan“, das die völlige Beherrschung der Erde als Ziel hat und in ihrer Ausbeutung endet.

 

Kurz gesagt entzieht sich der Taoismus weitestgehend dem weltlichen Geschehen, während der Konfuzianismus sich vor allem auf dieses konzentriert.

Ein Leben in vollkommener Harmonie des Menschen mit der Natur, ohne irdisches Leid und ohne materielle Existenzangst ist die Vision des Taoismus. Dies war jedoch nur wenigen Auserwählten des taoistischen Pantheons möglich, da es den Rückzug vom diesseitigen Leben voraussetzte und am besten in der Einsamkeit der Berge zu erreichen war.


Damit verbunden war der Gedanke der Unsterblichkeit, zu erreichen vor allem mit Hilfe der Alchimie. So bietet der Taoismus den entscheidenden Anhaltspunkt für die Traditionelle Chinesische Medizin.

Da der Taoismus tief im Volk verwurzelt war, blieb es nicht aus, dass er sich mit der Zeit mit dem Dämonen- und Geisterglauben des einfachen Volkes verband und mit den aus der Tradition des Schamanismus stammenden Vorstellungen eine Synthese einging.


Natürlich trat vor dem Hintergrund des Kampfes um ökonomisches und soziales Überleben die „reine Lehre“ des Taoismus in den Hintergrund – der Mensch ist, um zu überleben, gezwungen, in die Natur einzugreifen, um die Umgebung für ihn erträglich zu gestalten.

 

Der Kerngedanke des Taoismus, nämlich Harmonie, wurde trotz des Bedürfnisses der sich abmühenden Menschen nach emotionaler Kompensation nie aufgegeben.

Der gedankliche Ansatz des Taoismus, gestörte Harmonie wiederherzustellen, findet sich sowohl in der medizinischen Behandlung, deren Ziel die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Yin und Yang ist, als auch in sozialrevolutionärem Gedankengut wieder, das den Sturz korrupter Dynastien zur Beseitigung von Störungen der Harmonie gutheißt.

 

 

Die Entwicklung der Traditionellen Chinesischen Medizin

 

Schon in der Steinzeit, lange vor der Herausbildung der eigentlichen chinesischen Zivilisation, so belegen Funde, wurde Akupunktur mit spitzen Steinnadeln praktiziert.


Aus dieser vortaoistischen Zeit stammen wohl auch die ersten Versuche, die umgebende Welt und den in ihr lebenden Menschen entsprechungssytematisch einzuordnen. Im Laufe der Zeit kamen neue Entsprechungen hinzu, die in das Gerüst der entstehenden Medizin eingefügt wurden, bis das gedankliche Gebäude der fünf Wandlungsphasen aussagekräftig war.

 

Die Yin-Yang-Systematik fand erstmals im I Ging (Yi Jing), dem Buch der Wandlungen Erwähnung. Dieses Werk stammt aus der Zeit der Shang- und Zhou-Dynastien (16. Jh. – 221 vor unserer Zeitrechnung). Ab dem 8. Jh. vor unserer Zeitrechnung war das Yin-Yang-System integraler Bestandteil philosophischen Denkens.

 

Das heutige Bild, das wir vom taoistischen Einfluss auf die TCM haben, legt nahe, dass es sich im Prinzip um eine Synthese verschiedener Strömungen und Traditionen handelt, die auf der eklektischen Sicht der alten Weisen Chinas beruht. Mit anderen Worten: Sie pickten sich aus den verschiedenen Theorien die sinnvollsten Konzepte heraus, systematisierten sie und verbanden sie miteinander.

 

Die Wichtigkeit des Tao (Dao), des Weges, also des Harmonieprinzips wird deutlich, wenn man das erste Kapitel des Huang Di Nei Jing Suwen, der Legende nach dem legendären Kaiser aus dem 3. Jahrtausend vor der Zeitwende zuzuschreiben, betrachtet:

 

Der Gelbe Kaiser wandte sich einst an den Himmlischen Meister und fragte: „Mir ist bekannt, dass in alten Zeiten die Menschen weit über hundert Jahre alt geworden sind und trotzdem noch bei voller Kraft waren und am Leben teilhatten. Heute jedoch werden die Menschen nur noch halb so alt und sind trotzdem wesentlich hinfälliger. Hat es damit zu tun, dass sich die Lebensumstände von Generation zu Generation ändern? Oder halten sich die Menschen nicht mehr an die Gesetze der Natur?“
Qi Bo antwortete: „Diejenigen, die in alten Zeiten um den Weg der Selbstbeschränkung, des Tao, wussten, folgten dem Prinzip von Yin und Yang und lebten so in Übereinstimmung mit der Konstellation der Gestirne und den daraus ableitbaren Prophezeiungen.“

 

Die Lehre des Yin und des Yang zusammen mit der Lehre der fünf Wandlungsphasen ist also vor dem Hintergrund des Verständnisses des taoistischen Harmonieprinzips zu sehen. Es bietet das Gerüst für die Entwicklung des Entsprechungssystems der Traditionellen Chinesischen Medizin und ihrer Behandlungsmethoden.


Einige Leitbahnen sind dem Yang zugeordnet, andere dem Yin; die Zang sind Yin, die Fu Yang usw.

Im China konfuzianischer Prägung genossen die Ärzte nicht die Anerkennung, die ihnen heutzutage zuteil wird – sie galten als Handwerker.


Medizin war vor diesem Hintergrund auch keine staatstragende Wissenschaft und folglich auch nicht Bestandteil der staatlichen Prüfungen für die Beamtengelehrten.
Die Medizin war also vor allem in den dem Taoismus nahe stehenden Kreisen beheimatet.

Dem Grundgedanken der konfuzianischen Sozial- und Sittenleere ist auch die skeptische Haltung der Konfuzianer, was die Drogenkunde, also den Einsatz von Heilsubstanzen überwiegend pflanzlichen Ursprungs, zuzuschreiben.


Arzneimittel nämlich, die jedem, unabhängig von einer Anpassung an die geltenden Normen - im Sinne des konfuzianischen Ordnungssystems – Gesundheit und Langlebigkeit bescheren, stehen in krassem Widerspruch zur konfuzianischen Sittenlehre, die postuliert, dass nur die Anpassung des einzelnen an gesellschaftliche Normen Gesundheit gewährleisten kann.

 

Innerhalb der TCM bildeten sich in Folge unterschiedliche Therapiezweige heraus, die gleichberechtigt nebeneinander bestanden, sich aber insofern ausschlossen, als ein Arzt entweder Akupunktur und Moxibustion (Zhen Jiu) oder aber Kräutermedizin praktizierte.
Erst in jüngerer Zeit wurden beide Therapiemethoden wieder zusammengeführt; die traditionell bedingte Trennung beider blieb jedoch – das zeigt die Ausbildung in der VR China heutzutage – nach wie vor erhalten.

 

 

Die Traditionelle Chinesische Medizin heute

 

Betrachtet man die Geschichte der chinesischen Medizin, so zeichnet sie sich in erster Linie durch Heterogenität und häufige Neukompilation schon bekannter Klassiker aus.


Daran hat sich, wenn auch unter den Vorzeichen unserer Zeit, wenig geändert.

Die TCM ist ein medizinisches System, das die Methoden der Behandlung wie Akupunktur oder Kräutertherapie auf der Grundlage einer schulmedizinischen Diagnose einsetzt.


Die Entstehung der TCM fällt mit der Gründung der Volksrepublik China zusammen, als ein Gesundheitssystem installiert wurde, das effizient und erschwinglich sein sollte.
Die 100 Jahre zuvor eingeführte westliche Medizin war für das schnell wachsende Volk unerschwinglich geworden.


Mit dem heute noch in Taiwan praktizierten System der Wissensweitergabe, bei der ein Student der chinesischen Medizin von seinem Meister lernt, konnten nicht genügend Ärzte ausgebildet werden.
Eine Ausbildung an Universitäten, bei der ein vereinfachtes, entmystifiziertes und systematisiertes Therapiesystem gelehrt wurde, das eher symptombezogen war, war die Antwort auf die damaligen Bedürfnisse.

Der Westen wurde erst im 17. Jh. durch die Berichte Holländischer Seefahrer und Missionare mit dem exotischen Behandlungssystem der Akupunktur konfrontiert.
Mitte des 20. Jh. waren es vor allem Franzosen, die mit der Übertragung klassischer Werke der chinesischen Medizin ins Französische zur Verbreitung beitrugen.

Die Konfrontation der chinesischen Medizin mit der kausal-analytischen Schulmedizin im Westen vor dem Hintergrund von Einschnitten ins Gesundheitssystem hat die TCM im Allgemeinen und die Akupunktur im Besonderen auf verschiedene Gleise gelenkt:

 

Erstens auf das der wissenschaftlichen Akupunktur, die ihr mit technischen Messapparaturen zu Leibe rückt und sich rühmt, den neuro-anatomischen Kern aus dem unwissenschaftlich-philosophischen Ganzen herausgeschält zu haben. Die Nähe zur Neuraltherapie ist offensichtlich.

 

Zweitens auf das der klassischen Akupunktur, deren Selbstverständnis ebenfalls das einer Wissenschaft ist. Die aktuelle Energetik des Patienten, die Wiederherstellung des freien Flusses von Qi und Xue sowie die Harmonisierung von Yin und Yang stehen im Mittelpunkt der Behandlung.


Drittens das der symptomatischen Akupunktur, einer Art zu akupunktieren, die in Wochenendseminaren oder ähnlichen Zusatzausbildungen vermittelt wird. Ebenso wie bei der wissenschaftlichen Akupunktur wird der energetischen Lage des Patienten keine Beachtung geschenkt, die Nadeln werden vielmehr nach einer schulmedizinischen Indikationsliste gesetzt.

 

 

Das therapeutische Prinzip „zhi ze“


Wie bereits erwähnt, stellt die Formulierung des Therapeutischen Prinzips einen Zwischenschritt dar, quasi eine Stellungnahme zur Therapie. Dies dient dazu, das Ungleichgewicht, das sich aus der Auswertung der Symptome ergibt, genauer abzustimmen. Dies ist nicht als Richtlinie für eine konkrete Behandlung zu sehen, vielmehr spiegelt es den der chinesischen Medizin zugrundliegenden Gedanken der Heteropathie wider.

 

Im Nei Jing Su Wen ist dies knapp und einleuchtend formuliert:

„Behandelt man verschiedene Arten von siegreichen und rachsüchtigen Energien, sollte man bei einer Kälteerkrankung stark wärmen, bei einer Hitzeerkrankung stark kühlen, bei einer Wärmeerkrankung leicht kühlen und bei leichter Kälte leicht wärmen; eine Zerstreuung sollte man sammeln und eine Stauung sollte man zerstreuen.“

 

Es gibt ca. 230 Prinzipien, wobei typischerweise je ein therapeutisches Prinzip einem Aspekt des Disharmoniemusters entspricht. Dies sei an einem Beispiel erläutert:

 

Lautet das Muster der Disharmonie bei einem Patienten Leber-Blut-Mangel, so ist die Leber zu stärken und das Blut zu nähren. Es gibt also einen Aspekt für die Leber, einen fürs Blut, sodass beide Begriffe, die im Syndrom enthalten sind, Berücksichtigung finden.


Üblicherweise werden die therapeutischen Prinzipien dann in Reimgruppen formuliert.
In diesem Fall: „Stärke die Leber, nähre das Blut.“, auf Chinesisch: „Shu gan, Yang xue“

Die Übereinkunft, akute Erkrankungen als Füllemuster, chronische Erkrankungen hingegen als Leere-Muster zu behandeln sowie bei akuten Erkrankungen die Symptome, den Zweig (biao) und bei chronischen Erkrankungen die Ursache, Wurzel (ben) zu behandeln, ist nur als Faustregel zu sehen. Ebenso ist die Regel, bei kombinierten Fülle/Leere-Mustern zuerst die Fülle zu zerstreuen und sich dann der Leere zuzuwenden, im Einzelfall neu zu beurteilen.


Von Fall zu Fall muss der Therapeut sich entscheiden, ob er Zweig, Wurzel oder beide gemeinsam behandelt. Auch diese Überlegungen spiegeln sich in den therapeutischen Prinzipien wider.

 

Will man eine Akupunkturbehandlung durchführen, so ist es nur folgerichtig, solche Punkte zur Behandlung heranzuziehen, die die energetischen Funktionen beinhalten, die vom Therapieprinzip vorgegeben wurden.

 

 

Bewegung und Qi

 

Die ersten Hinweise auf Übungen zur Körperertüchtigung, um das Qi zu sammeln, zu mehren und zu steuern, finden sich im Huang Di Nei Jing, das in Dialogen zwischen dem legendären Gelben Kaiser (Huang Di) und dem Arzt Qi Bo die Grundgedanken der chinesischen Medizin erläutert.


Der Überlieferung nach lebte der Kaiser in der Mitte des 3. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung; Historiker datieren das Werk jedoch auf ca. 200 v. Chr.

 

Alle historischen Funde, die in Bild und Text die Übungssysteme verdeutlichen, haben eines gemeinsam: Sie zielen allesamt auf eine Kombination von Körperuebungen mit Atemübungen ab, mit dem Ziel, die Energie, das Qi, positiv zu beeinflussen.

 

Die erste bekannte Bezeichnung für diese Übungen ist Dao Yin, wörtlich „Führer des Qi“.
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr dieser Begriff eine Bedeutungsverengung und wird heute nur noch für Selbstmassagen, die im Rahmen spezieller Körperuebungen durchgeführt werden, verwendet.

Kung Fu, ein Wort, das sehr spät in der chinesischen Kultur auftaucht und wörtlich mit „vollendete Durchführung“, etwas freier mit „Ergebnis verdienstvoller Arbeit“ übersetzt wird, löste – rein semantisch – „Dao Yin“ ab, erfuhr ebenfalls eine Bedeutungseinschränkung und bezeichnet heutzutage ausschließlich Kampftechniken.

 

Hua Tuo, ein Arzt, der im 3. Jh. unserer Zeitrechnung lebte, fasste die Übungen, die bis dahin erweitert und verfeinert worden waren, zusammen, systematisierte und erweiterte sie. Seine Ansichten über den menschlichen Körper geben Aufschluss darüber, welche Geisteshaltung den Übungen zugrunde lag:

 

„Der menschliche Körper hat ein natürliches Bedürfnis zu arbeiten, also in Tätigkeit zu sein. Man soll sich allerdings davor hüten, ihn zu sehr zu erschöpfen. Durch ein gewisses Maß an Arbeit kann die Energie, die aus der aufgenommenen Nahrung gewonnen wird, wirkungsvoll verteilt werden. Wenn das Blut und das Qi ungehemmt zirkulieren, kann sich die Krankheit nicht festsetzen. So ist der Körper wie eine an Scharnieren aufgehängte Tür; wenn sie regelmäßig benutzt wird, wird sich nie Rost ansetzen.“


Mit andern Worten: „Wer rastet der rostet.“.

 

Auf Hua Tuo gehen diejenigen Übungssysteme zurück, die sich an das „Wu Qin Qi“, das Spiel der fünf Tiere, anlehnen, die die Bewegungen von Tiger, Baer, Hirsch, Affe und Vogel aufgreifen und nachahmen. Die Bewegungen sind nicht auf äußere Gebärden beschränkt; denn sie beziehen „innere Arbeit“, die „Arbeit“ des Atmens“, „Nei Gong“ mit ein. Die sorgfältige Durchführung der Übungen ist in der Lage, Jing, Qi und Shen, die drei Schätze Essenz, Qi und Geist zu nähren. Die Übungen liegen sowohl medizinischen Übungen wie auch Übungssystemen, die von chinesischen Kampfkünsten verwendet werden, zugrunde.

 

Um die Entwicklung des Qi Gong zu verstehen, ist es notwendig, den Einfluss der verschiedenen kulturellen Strömungen und historischen Epochen zu berücksichtigen.


Grundsätzlich werden vier Strömungen bzw. Schulen unterschieden:


Die taoistische, die konfuzianische, die buddhistische und die medizinische. Die Entwicklung des Qi Gong als Kampfkunst ist hierbei nicht berücksichtigt; sie steht mit jeder der genannten außer der medizinischen in Verbindung, wie es auch zwischen den unterschiedlichen Schulen Berührungspunkte gibt.


Besonders eng sind die taoistische und die medizinische Schule verbunden; auch zwischen Taoisten und Buddhisten gab es regen Austausch, der zu gegenseitiger Befruchtung der Stile führte.

Was sowohl Methodik als auch Zielsetzung betrifft, so zerfallen die Übungssysteme in zwei Stilrichtungen:

 

Eine, das Wei Dan, die äußere Alchimie, bezeichnet diejenige Art von Übungssystemen, die vor allem die äußere Beherrschung des Körpers entwickeln, also Muskelkraft und Schnelligkeit, sowohl offensiven wie auch defensiven Zielen dienend.


Wei Dan Kung Fu gilt als die körperlichste, am wenigsten spirituelle Richtung unter den Kampfpraktiken. Der Tradition entsprechend, vertritt das Shaolin-Kloster diese spektakuläre Variante, deren Meister wie Bruce Lee oder Jackie Chan Berühmtheit erlangten.

 

Die andere, Nei Dan, die innere Alchimie, zeichnet sich durch eher spirituell angehauchte Körperuebungen und Meditation aus. Die Konzentration auf die Atmung und auf einen Bereich unterhalb des Nabels, auf den Punkt Qihai, Meer des Qi, ist der wesentliche Unterschied zum Wei Dan, sowohl beim therapeutischen, wie auch beim kampfbetonten Nei Dan.


Ein lebendiges Beispiel dieser Tradition ist die japanische Richtung des Do. Do ist das japanische Wort für Tao, der Weg. Am bekanntesten sind Judo, Karate-do, Aikido und Kendo. Sie alle entfalten ihre Wirkkraft aus der Konzentration und Entwicklung des Hara, des Dan Tian, einem energetischen Zentrum zwischen Qihai, KG6 und Guanyuan, KG4.

 

Nach der Sammlung des Qi in diesem Zentrum lernt der Schüler, wie er es von dort aus in den Leitbahnen zirkulieren lassen kann. Die Grundübung, der „Kleine Energiekreislauf“ beinhaltet das Zirkulieren des Qi entlang der Wirbelsäule den Du Mai hinauf und entlang der Mittellinie auf der Vorderseite des Körpers den Ren Mai hinab.


Beim „Großen Energiekreislauf“ wird das Qi in den 12 Meridianen zum Zirkulieren gebracht.

In den letzten Jahrhunderten haben die kampfbetonten Systeme des Nei Dan einen Aufschwung erlebt, angefangen beim Tai Qi Quan über im Westen weniger bekannte wie Ba Guan Quan (Die acht extremen Fäuste) oder Liu Ho Ba Fa (das Wasser-Boxen) und Dim Mak (die lethalen Nervendruckpunkte).

 

 

Tai Qi Quan und Qi Gong

 

Während Tai Qi Quan eher tänzerisch ist und auf –meistens langsam ausgeführte – Bewegungsabläufe setzt, die den Angriff auf oder die Abwehr eines Gegners simulieren, stellt das Qi Gong die Konzentration der Atemenergie im Dan Tian in den Mittelpunkt ihrer Übungssysteme.
Für den Uebenden ist die Kombination beider Systeme besonders sinnvoll: Während Qi Gong die Energie entwickelt und ihre Zirkulation in Gang bringt, verteilt Tai Qi das Qi im Körper.
Werden Qi Gong und Tai Qi therapeutisch eingesetzt, sei es vorbeugend oder kurativ, so ist es meiner Erfahrung nach sinnvoll, zuerst einige Zeit Qi Gong zu praktizieren, um sich an die Konzentration auf den Atem und das Sammeln des Qi zu gewöhnen.

 

 

 

 

 

"Wer gut zu führen weiss
ist nicht kriegerisch.
Wer gut zu kämpfen weiss,
ist nicht zornig.
Wer gut die Feinde zu besiegen weiss,
kämpft nicht mit ihnen.
Wer gut die Menschen zu gebrauchen weiss,
der hält sich unten.
Das ist das LEBEN, das nicht streitet;
das ist die Kraft, die Menschen zu gebrauchen;
das ist der Pol, der bis zum Himmel reicht."

 

Laotse Tao te king

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